Küchenmagazin 2023

130 Fotos: Alamy / RGR Collection, Adobe Stock (2) / anko_ter, Kavalenkava, iStock (2) / Imre Cikajlo, AleksandarNakic, Shutterstock (1) / andrewrakov, Illustration: Susan Hassmann / kombinatrotweiss „Venedig des Nordens“, wie die dänische Metropole auch genannt wird, hat kulturell wie kulinarisch viel zu bieten. Hier trifft nordische Experimentierfreude auf hyggelige Lebenslust. Gemeinsam entfalten sie fast südliches Temperament. „RÖMPÖMPÖMPÖM“ FÜR FEINSCHMECKER KOPENHAGEN – GOURMETTREFF UND WELTHAUPTSTADT DER ARCHITEKTUR 2023 F rüher fuhr man nach Kopenhagen, um die Kleine Meerjungfrau an der Ufer- promenade Langelinie zu bewundern. Und im Vergnügungspark Tivoli einen Hotdog zu essen. Hotdogs gelten auch heute noch als typisch für die dänische Metropole, die sich selbst als „hyggelig“ – gemütlich – bezeichnet. Am besten zu beobachten an den Pølsevogn, den Würstchenwagen. Dort treffen sich Menschen aller Schichten und Altersgruppen, plaudern ganz entspannt über Gott und die Welt und genießen ihre Hotdogs. Mit Ketchup, Senf, gerösteten oder rohen Zwiebeln, Gurkensalat und Brot. Dazu trinken viele Dänen gern kalten Kakao. Nicht wirklich eine kulinarische Offenbarung. Und doch pilgern immer mehr Feinschmecker nach Kopenhagen. Was sie anlockt, ist die neue nordische Küche. Damit hat eine junge Generation von Köchen die Spitzenrestaurants erobert. Ihr Rezept: überlieferte Gerichte und fast vergessene Zutaten durch raffinierte Zubereitungsarten zu neuen, aufregenden Kreationen zu verarbeiten. Frische Produkte, die im nordischen Klima wachsen und gedeihen, spielen dabei die Hauptrolle. In Zeiten, in denen man nahezu überall im Winter Erdbeeren und Spargel essen kann, kommt Kopenhagens Trendköchen fast nur Saisonales und Regionales in die Pfanne. Auslöser des Hypes um die neue skandinavische Küche war einst der Erfolg des weltweit bekannten Restaurants Noma (an dessen ursprünglichem Standort an der Strandgade 93 im Jahr 2017 das Barr eröffnete). Für die strengen Tester der Feinschmeckerbibel „Guide Michelin“ gibt es sogar ein noch besseres Lokal in Kopenhagen: Mit dem Geranium erhielt Dänemark 2016 sein erstes 3-Sterne- Restaurant, das sogar 2022 im Ranking von „The World‘s 50 Best Restaurants“ an der Spitze landete. Die Gastronomie ist für die Stadt zu einem echten Touristenmagnet geworden. Was auch daran liegt, dass nicht nur in den Gourmettempeln fantastisch gekocht, sondern praktisch an jeder Ecke Hervorragendes aufgetischt wird. Selbst der gute, alte Hotdog hat seine Kopenhagener Veredelung erfahren: Claus Christensen „erfand“ den Bio-Hotdog-Stand DØP. Die Kurzform steht für „Den økologiske Pølsemand“ – der Bio-Würstchen-Mann. Hotdogs mal ganz trendy: Am Rundetårn oder auch am Amagertorv 31 steht man geduldig für ökologische Schweinewurst mit Knoblauch, Käsewurst mit Heukäse oder vegane Tofuknacker an. DAS COMEBACK DES SMØRREBRØD Wer erinnert sich nicht an den dänischen Koch aus der „Muppet Show“, der mit einem fröhlichen „Römpömpömpöm“ belegte Butterbrote feierte: das berühmte Smørrebrød. Die dänische Leibspeise hat eine jahrhundertealte Tradition. Ursprünglich bestand sie aus einer Scheibe hartem Roggenbrot, das mit Hering, Rinderbraten oder Kartoffelscheiben belegt und mit Meerrettich, Orangenscheiben oder Mayonnaise garniert wurde. Denn die ersten Smørrebrød-Lokale waren Ableger von Metzgereien oder Fischgeschäften. Jeder Wirt nahm, was er hatte – und legte es auf ein Stück Brot. Die Kopenhagener knabbern ihr Smørrebrød vor allem mittags, wobei die klassische, hoch belegte und oft fettige Version durch moderne Varianten abgelöst worden ist. Als besonders einfallsreich hat sich da der Koch Adam Aamann erwiesen, der in seinem Smørrebrød-Imbiss und -Restaurant auf Kombis aus heimischen und nachhaltigen Produkten setzt – sozusagen die Vollendung des Butterbrots. KÖNIGLICHE SÜSSSPEISEN In dieser Stadt finden aber auch diejenigen Köstliches, die gerne süßen Versuchungen nachgeben. Die Dänen lieben frisches Gebäck, traditionell vor allem die mit den unterschiedlichsten Cremes gefüllten Blätterteigkreationen. Die gebührend süße Krönung für einen kulinarischen Streifzug durch Kopenhagen – eine der spannendsten Genussmetropolen Europas, die zudem 2023 als zweite Stadt überhaupt nach Rio de Janeiro zur UNESCO Welthauptstadt der Ar- chitektur erkoren wurde. Vielleicht ja die Kirsche auf dem Sahnehäubchen? Hans Schloemer <<

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