Küchenmagazin 2023

2 Warum sind Sie darauf gekommen, eine Vetzgerei zu eröffnen? Wir fanden es schade, pflanzliche Wurst- und Fleischprodukte nur ab- gepackt kaufen zu können. Mit der Idee, diese selbst frisch herzustellen, haben wir als Exot Neuland betreten. Wie überzeugen Sie Ihre Kunden? Wir versuchen nicht, fleischlose Ersatzprodukte zu machen, die ge- nauso wie Salami oder Mortadella aussehen und schmecken, sondern authentisch zu sein. Unsere Stärke ist eher die schärfere, deftige Seite – passend zu unserem persönlichen Faible für Hausmannskost. Wird die Vetzgerei noch wachsen? Wir sind ein kleines, familiäres Team und stoßen mit unseren Produktionsbedingungen mittlerweile an Grenzen. Deshalb überlegen wir, Lizenzen für die Herstellung unserer Spezialitäten zu vergeben. Erfreulicherweise häufen sich die Kooperationsanfragen. Unsere Ausrichtung hat wohl Potenzial. 84 KÜCHENMAGAZIN 2023 // REPORTAGE & REISE DIE VETZGEREI Wegbegleiter war anfangs ein befreundeter Metzger. „Der hat uns ein Jahr unter seine Fittiche genommen und alles Wichtige zum Funktionieren von Geräten und Herstellungs- methoden beigebracht“, erinnert sich Paul Pollinger. Parallel zu dieser Einweisung liefen Rezeptversuche und -überarbeitungen, um Aufschnitte, Vürste, Aufstriche und Salate aus rein pflanzlichen, frischen Biozutaten herzustellen. Denn die 36-jährige Sarah Pollinger und ihr Mann stehen zwar auf herzhafte Hausmannskost „wie vom Metzger“, verzichten aber aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen auf Fleisch. Weil beide aus Kleinstädten stammen und Tante-Emma-Läden mit Möglichkeiten zum Probieren und Plaudern lieben, schwebte ihnen eine eigene Manufaktur vor. Nach langer Immobiliensuche fand sich dafür 2017 am Prenzlauer Berg ein Ladengeschäft, das hübsch hergerichtet wurde. In der Vitrine locken seither Schwarze-Bohne-Trüffel-Aufschnitt, Bacon aus Reispapier oder Paprika-Chili-Würstchen auf Seitanbasis; am großen Holztisch können Gäste wechselnde Mittagsgerichte wie Szegediner Gulasch nach Familienrezept essen. Ziel der Pollingers ist es nicht, „andere mit erhobenem Zeigefinger“ zu veganer Ernährung zu bekehren. Stattdessen wollen sie die Hürde hin zu ihr senken und neugierig auf Alternativen zu Fleisch machen. Kontakt Immer von Dienstag bis Samstag ist die Vetzgerei in der Raumerstraße 36, 10437 Berlin, geöffnet. Vor Ort oder zum Mitnehmen gibt es auch Mittagstisch. Produkte können außerdem online bestellt werden: www.dievetzgerei.berlin MITMACHEN UND GEWINNEN: Wir verlosen 3 Koch- bücher „VLEISCH“ auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.com/ musterhauskuechen Vleisch-Kochbuch Mit seiner Anfrage rannte der Tre-TorriVerlag offene Türen ein. Denn Sarah Pollinger hatte schon länger Lust, ihr Wissen über veganes Metzgerhandwerk zu teilen. Auf 200 Seiten gelingt das mit vielen Basisinfos und Rezep- ten (ca. 40 Euro). 1 Vor der Eröffnung durften Freunde und Familie drei Dutzend Aufstriche testen. Die besten gingen in Produktion. 2 Viele Vetzgerei-Kunden kommen aus dem Kiez oder bestellen online. „Wir wollen andere nicht zu veganer Ernährung bekehren, sondern neugierig auf Fleischalternativen machen.“ A. Schmelter-Kaiser << Fotos: PR, Maria Brinkop, Miriam Engelkamp, iStock / Vladimir Mironov, Shutterstock / DronG Fragen an DIE VETZGEREI 1

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